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Mut zum Aufbruch: Ellen-Ammann-Tagung in München

München, 27.10.2025

Am 24. und 25. Oktober 2025 kamen Wissenschaftler*innen, Studierende und Interessierte im Ellen-Ammann-Seminarhaus am Campus der Katholischen Stiftungshochschule München (KSH) zusammen, um das Leben und Wirken einer bemerkenswerten Frau zu würdigen: Ellen Ammann (1870-1932) – Katholikin, Wegbereiterin der sozialen Arbeit, Verfechterin der Frauenrechte und Politikerin.

Die Tagung war ein Kooperationsprojekt der Domberg-Akademie mit der Katholischen Stiftungshochschule München (KSH) und wurde unterstützt und gefördert vom Erzbistum München und Freising.

Politikerin mit Weitblick

Dr. Nikola Becker zeichnete das Bild einer mutigen Parlamentarierin: Nach Einführung des Frauenwahlrechts 1918 gehörte Ellen Ammann zu den ersten weiblichen Abgeordneten im Bayerischen Landtag. Obwohl sie sich schwerpunktmäßig eher mit typisch weiblichen Themen wie Gesundheit und öffentliche Fürsorge befasste, zählte sie zum Führungszirkel der Bayerischen Volkspartei. Besonders bemerkenswert: Ihre von Anfang an sehr klare Positionierung gegen das aufkommende NS-Regime, wobei sie weitsichtiger als viele ihrer Parteikollegen war. Außerdem auffällig: Als Politikerin blieb sie stets fest im katholischen Glauben verwurzelt.

Frau ihrer Zeit 

Prof. Raika Lätzer, Frauenbeauftragte der KSH, betrachtete Ellen Ammann aus geschlechtsspezifischer Perspektive. Sie war eine typische bürgerliche Frau des ausgehenden 19. Jahrhunderts, die bis 1919 ausschließlich ehrenamtlich tätig war. Und sie muss deshalb im Kontext des zeitgenössischen Frauenbildes gesehen werden werden. Raika Lätzer machte darüber hinaus deutlich, dass es hauptsächlich Sekundärquellen zu Ellen Ammann gibt.

Gründung der Sozialen Frauenschulen in München und in Köln/Aachen: Ein Vergleich

Marion Gerards würdigte einen besonderen Meilenstein in Ellen Ammanns Werk: Die Gründung der sozial-caritativen Frauenschule in München – der ersten ihrer Art in Süddeutschland und die Vorläufereinrichtung der Katholischen Stiftungshochschule München. Hier wurden Frauen professionell für soziale Berufe ausgebildet. Marion Gerards arbeitete in ihrem Vortrag biografische Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen Ellen Ammann und Maria Offenberg, Schulleiterin der Sozialen Frauenschule in Aachen, heraus.

Ellen Ammann im digitalen Zeitalter

Wie macht man Frauengeschichte heute im Social-Media-Zeitalter sichtbar? Laura Baumgarten stellte ihren Instagram-Kanal @frauabgeordnete vor, der Politikerinnen wie Ellen Ammann eine digitale Bühne gibt.

Unter Leitung von Prof. Susanne Endres entwickelten Studierende der KSH einen Ellen-Ammann-Bot. Die Tagungsteilnehmer*innen konnten die KI-Anwendung testen. In der anschließenden Diskussion wurden sowohl die Chancen als auch die medienethischen Risiken solcher KI-Anwendungen beleuchtet.

Spirituelle Wurzeln und soziales Engagement

Weitere Vorträge vertieften Ellen Ammanns Verortung im Münchner Katholizismus der Jahrhundertwende, das Engagement von Katholikinnen wie Ellen Ammann im zeitgeschichtlichen Kontext, den Einfluss des schwedischen Katholizismus auf ihre persönliche Glaubensentwicklung sowie ihre enge Verbindung zum Kapuzinerorden. Bruder Paulus Terwitte OFMCap hob dabei besonders ihre geerdete, nahbare Politik hervor – geprägt von echter Fürsorge für Arme und Ausgegrenzte.

Ausblick: Weiterforschen und Erinnern

Die Tagung endete mit dem klaren Fazit: Es gibt noch viel zu entdecken und zu erforschen an der Person Ellen Ammann. Eine kommentierte Ausgabe von Ellen Ammanns Landtagsreden steht beispielsweise noch aus. Außerdem fehlen eine Gesamtausgabe ihrer Schriften und auch eine gesammelte Ausgabe ihrer Briefe.

Überdies machte die Tagung deutlich: Die Erinnerung an Pionierinnen wie Ellen Ammann ist ein wichtiger Teil demokratischer Bildungsarbeit.

Für den KDFB Landesverband Bayern ist diese Tagung Ansporn, die Erinnerungskultur an Ellen Ammann weiter innerverbandlich zu pflegen und lebendig zu erhalten.

Redaktion: Gerlinde Wosgien

Der Katholische Deutsche Frauenbund Landesverband Bayern ist mit 119.000 Mitgliedern der größte Frauenverband des Freistaats. Gegründet 1911 von Ellen Ammann, setzt er sich für Gleichberechtigung und Chancengleichheit von Frauen in Kirche, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft ein.
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