Das Leben geht weiter

Das Leben geht weiter! – Für die, die einen geliebten Menschen verloren haben, klingt das erst einmal hohl. Was ist das für ein Leben, das einfach so weitergeht? Kann und darf das sein? Verlust hinterlässt eine Lücke – man hat etwas oder jemanden unwiederbringlich verloren. Und doch zwingt eine*n das Leben dazu, sich zu arrangieren, weiter zu leben, manchmal auch nur zu funktionieren.

Im November denken wir besonders an unsere Verstorbenen: an Allerheiligen und Allerseelen, am Volkstrauertag, am Totensonntag. Gräber werden besonders bepflanzt, Lichter leuchten und geben trüben Tagen ein bisschen Glanz. Die Ernte ist eingefahren, die Natur tritt in die Ruhephase ein und auch wir haben die Möglichkeit, Ruhe zu finden und uns zu besinnen: Wer fehlt uns – vielleicht noch nach langer Zeit? Wem oder was trauern wir nach? Wie halten wir Kontakt mit Lebenden und Toten? Was hält uns am Leben?

Ein paar Gedanken dazu:

Du fehlst mir. Ich hätte nicht gedacht, dass sich das immer noch so anfühlt, aber es ist so. Wie es dir im Reich der Toten wohl ergeht? Wie Auferstehung sich wohl ereignet? Ich suche Antworten und bekomme sie nicht. Zumindest nicht so, wie wir uns das hier auf Erden vorstellen. Und doch fühle ich, dass eine Verbindung besteht: Du bist nicht einfach weg. Ich begegne deinen Spuren in meinem Leben und im Leben anderer immer wieder – manchmal ganz unverhofft. Das will ich beibehalten: An deine Spuren zu denken und so zu erfahren, dass ewiges Leben auch jetzt und mit mir zu tun hat. Dass uns der Glaube an die Auferstehung verbindet und Hoffnung gibt auf ein Wiedersehen – wie immer das aussehen wird.

Wir sind diejenigen, die die Lebenden und die Toten zusammenbringen, im Hier und Heute. Wir dürfen erfahren, dass die Zeit Wunden heilt und das Leben die Oberhand behält. Das fasziniert mich und gibt mir Kraft an müden Tagen.

Menschenfreundlicher Gott, lass uns alle deine Liebe spüren und die Macht des Lebens, die weit über den Tod hinausreicht. Beschütze und begleite uns auf all unseren Wegen – den leichten wie den steinigen! Amen.

Regina Ries-Preiß