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Wenn´s nur Kehren wäre – Care-Wende jetzt

München, 23.01.2024

Der 29. Februar, der Tag, der nur alle vier Jahre im Kalender steht, ist der Equal Care Day. Ein geschenkter Tag, der Licht auf das werfen kann, was sonst im Schatten steht: Care- oder Sorge-Arbeit.

An diesem Tag veranstaltet der KDFB Landesverband Bayern in Kooperation mit dem Bayerischen Sozialministerium eine Aktion auf dem Münchner Marienplatz. Stelzenläuferinnen machen auf besondere Weise auf das Thema Care-Arbeit aufmerksam.

Care-Arbeit wird gesellschaftlich als viel zu selbstverständlich angesehen und überwiegend von Frauen unentgeltlich geleistet. Darauf macht unsere Aktion aufmerksam und will zum Nach- und Weiterdenken anregen.

Datum:  29.02.2024
Uhrzeit: 11 – 15 Uhr
Ort: Marienplatz in München

Seien Sie dabei und unterstützen Sie den KDFB bei der Care-Wende!

Wenn´s nur Kehren wäre – Care-Wende jetzt!

Wäsche waschen, Putzen, Kochen, Einkaufen, Bügeln, Kinder betreuen, erziehen, trösten, bespaßen, Hausaufgaben begleiten, Arzttermine organisieren, Familientermine koordinieren und vorbereiten, Kinderbetreuung organisieren, Angehörige pflegen, Nachbarschaftshilfe leisten, das Ehrenamt wahrnehmen. Das alles ist nur ein Bruchteil der Aufgaben, die vorwiegend Frauen neben ihrer Erwerbsarbeit im Rahmen ihrer Sorgearbeit erledigen. Unentgeltlich auf selbstverständliche Art und Weise, ohne besondere gesellschaftliche Wahrnehmung oder gar Anerkennung. Auf Kosten der Altersabsicherung nach jahrzehntelanger Arbeit und auf Kosten der mentalen Gesundheit, die unter der dauerhaften Last der ständigen unsichtbaren Planungs- und Koordinierungsaufgaben des Alltags gefährdet ist.

Auf die unfaire Verteilung der Care-Arbeit macht der alle vier Jahre am unsichtbaren Schalttag stattfindende Equal Care Day aufmerksam.

Der KDFB Bayern klärt auf, schafft Bewusstsein und fordert eine Care-Wende. Der Frauenbund ruft alle Frauen – und auch Männer – auf: Seien Sie Teil der Care-Wende. Teilen Sie dem Verband Ihre Erfahrungen, Frustrationen, Visionen und Wünsche mit. Der KDFB nimmt diese Beiträge auf in seine politische Arbeit und setzt sich für Veränderung in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft ein.

Und falls es Ihnen möglich ist, schaffen Sie selbst Bewusstsein in Ihrem Umfeld und seien Sie laut in Ihren Forderungen nach Veränderungen.

Das Ziel ist es, Sorgearbeit als Basis des Wirtschaftens anzuerkennen, Care-Arbeitende Akteur*innen abzusichern und gesellschaftlich den Wandel hin zur fairen Verteilung von Sorgearbeit zu unterstützen.

Kontakt

Schreiben Sie uns, was sich für Sie ändern muss, an carewende@frauenbund-bayern.de

Wir integrieren Ihre Anregungen in unsere Arbeit als Interessensvertretung für Frauen. Unter allen Teilnehmer*innen verlosen wir zwei Kabarett-Karten.

Fakten

Als Care-Arbeit (Sorgearbeit) bezeichnet man sämtliche Arbeiten und Aufgaben im Haushalt und in der Betreuung und Pflege von Kindern und Angehörigen. Ebenso zählen dazu unbezahlte Dienstleistungen für pflegebedürftige Personen außerhalb des Haushalts und die Aufgaben im Rahmen eines Ehrenamtes. Diese Care-Arbeit wird immer noch größtenteils unentgeltlich von Frauen geleistet.

Unter Mental Load versteht man die mentale Belastung, die Denkarbeit, die aus der unsichtbaren, alltäglichen Verantwortung sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld entsteht. Konkret bezieht sich Mental Load auf das Organisieren von Familie und Haushalt sowie auf das Koordinieren und Vermitteln im beruflichen Kontext. Die Beziehungspflege und die Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse aller Beteiligten in beiden Bereichen kommt zudem hinzu. Psychische Folgen (Depression, Burnout) sind vermehrt das Ergebnis dieser dauerhaften Belastung.

Care-Arbeit wird immer noch größtenteils unentgeltlich von Frauen geleistet. So wenden Frauen, laut des zweiten Gleichstellungsberichts der Bundesregierung, pro Tag im Durchschnitt 43,8% mehr Zeit für unbezahlte Sorgearbeit auf als Männer. Diesen Unterschied im Zeitaufwand zwischen Frauen und Männer bezeichnet man als Gender Care Gap. Bei Frauen setzen sich zwei Drittel der unbezahlten Tätigkeiten aus dem Haushalt, der Kinderbetreuung sowie der Pflege von Angehörigen zusammen. Hierfür wenden sie fast doppelt so viel Zeit auf, als Männer. Beim Ehrenamt, welches zur Sorgearbeit hinzugezählt wird, ist der Unterschied etwas geringer. Für ehrenamtliches, freiwilliges Engagement wenden Frauen im Durchschnitt 5 Stunden, Männer 6 Stunden pro Woche Zeit auf.

Frauen leisten in Deutschland jährlich durchschnittlich 60 Milliarden Stunden unbezahlte Arbeit. Der Wert dieser unbezahlten Care-Arbeit beläuft sich auf 825 Milliarden Euro (berechnet mit den Durchschnittslöhnen der deutschen Erwerbswirtschaft).

Wirtschaftliche Nachteile für Frauen sind die Folge. Teilzeitbeschäftigung kommt bei Frauen deutlich häufiger vor als bei Männern. Daraus resultieren niedrigere Einkommen. Da Frauen zudem häufiger und länger Auszeiten für die Kinderbetreuung oder die Pflege von Angehörigen in Anspruch nehmen müssen und nach wie vor schlechter bezahlt werden (18% Gender Pay Gap) folgen niedrigere Alterssicherungsansprüche. Alterseinkünfte bei Frauen liegen laut dem Statistischen Bundesamt 30% unter denen von Männern. Ohne Hinterbliebenenrente läge die Spanne sogar bei knapp 43%. Das führt zu einer Armutsgefährdung im Alter.

In der Altersgruppe der 34-Jährigen zeigt sich der größte Unterschied in der Aufteilung der Sorgearbeit. Hier liegt der Gender Care Gap bei 110,6 %. Frauen verbringen somit täglich durchschnittlich fünf Stunden und 18 Minuten mit Care-Arbeit, Männer dagegen nur zwei Stunden und 31 Minuten. In dieser Phase bündeln sich zentrale Lebensereignisse und -entscheidungen im Beruf sowie oft auch die Verantwortlichkeit für Kinder und Eltern.

Dafür setzt sich der KDFB ein, damit eine Carewende möglich wird:

  • Optionszeitenmodell

    Der Frauenbund macht sich für das Optionszeiten-Modell stark – in diesem Modell soll jede*r Arbeitnehmer*in ein rechtlich und finanziell abgesichertes Zeit-Budget von neun Jahren haben, welches im Erwerbsverlauf zweckgebunden für Kinderbetreuung, Pflege, Ehrenamt und Weiterbildung genutzt werden kann. Der Frauenbund Bayern hat in Zusammenarbeit mit einer der führenden deutschen Wissenschaftlerinnen Dr. Karin Jurczyk ein Erklärvideo erstellt, um das Thema für alle verständlich zu machen und so für breite Akzeptanz zu werben.

    Hier finden Sie nähere Informationen zum Optionszeitenmodell.

  • Mittagsbetreuung

    Der KDFB setzt sich ein für die Förderung und Bezuschussung der verlässlichen und qualifizierten offenen Ganztagsbetreuung von Kindern.

    Seit über 20 Jahren gibt es in Bayern die Mittagsbetreuung für Kinder. Damit unsere Kinder die bestmögliche Betreuung erhalten, hat der Frauenbund Bayern für dieses höchst anspruchsvolle Arbeitsumfeld Fortbildungen für Mittagsbetreuer*innen entwickelt und es für das Bayerische Kultusministerium auch für Arbeitnehmer*innen in der Ganztagsbetreuung angepasst. Mit unfassbarem Erfolg: Allein im ersten Halbjahr 2023 hat der Frauenbund Bayern über sein Landesbildungswerk rund 100 Frauen ausgebildet, fast 600 Mittagsbetreuer*innen wurden in diesem Zeitraum in Fortbildungen geschult.

    Weitere Informationen zur Mittagsbetreuung finden Sie hier

  • Mütterrente

    Der KDFB Landesverband Bayern setzt sich für die finanzielle Versorgung von Frauen in der Rente ein. So konnte der Frauenbund gemeinsam mit anderen Frauenverbänden durchsetzen, dass Mütter von Kindern, die vor 1992 geboren wurden, 2,5 Rentenpunkte erhalten. Ganz konkret erhalten Mütter damit monatlich 94 Euro mehr pro Kind.

    Mütter, deren Kinder nach 1992 geboren wurden, erhalten drei Rentenpunkte – der Frauenbund arbeitet derzeit daran, dass diese Gerechtigkeitslücke vollständig geschlossen wird. Sobald der halbe Rentenpunkt hier auch durchgesetzt wurde, erhalten Frauen noch einmal knapp 20 Euro monatlich mehr. Die Rentenhöhe stellt ein Spiegelbild der Lebensleistung dar, aber: Leistung ist nicht nur Erwerbsarbeit, sondern auch Familiensorgearbeit. Frauen, die die Sorge um die Familie stets in den Vordergrund stellten, dürfen im Alter nicht zu den Verliererinnen der Gesellschaft werden und unter Altersarmut leiden. Das ist ein zentrales Anliegen des KDFB.

    Hier finden Sie weitere Informationen zur Mütterrente.

  • Bündnis gegen Altersarmut

    Die Rente ist das Spiegelbild des bisherigen Erwerbslebens. Viele Frauen arbeiten in unzureichend abgesicherten Arbeitsverhältnissen. Dadurch entstehen gravierende Lücken in der Alterssicherung. Frauen arbeiten häufiger in Teilzeit, in Minijobs oder in schlechter bezahlten sogenannten Frauenberufen. Das führt zu teilweise erheblichen Einkommensunterschieden, auch im Alter.

    Die Armutsgefährdungsquote berechnet das mittlere Äquivalenzeinkommen einer Region und zeigt, wo die finanzielle Armutsgrenze liegt: bei weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens. In Bayern fällt mehr als ein Fünftel der über 65-jährigen Frauen unter diese Grenze. Seit fast 20 Jahren gibt es keine Trendwende – und auch jüngere Frauen sind bedroht.

    Der KDFB Landesverband Bayern kämpft im „Bündnis gegen Altersarmut, insbesondere von Frauen“ gegen diese Lücke in der Alterssicherung. Er setzt sich für eine nachhaltige Stärkung der gesetzlichen Rentenansprüche von Frauen ein und fordert einen Kurswechsel in der Erwerbs- und Rentenpolitik zugunsten der (unbezahlten) gesellschaftlichen Arbeitsleistungen von Frauen.

    Hier finden Sie weitere Informationen zu diesem Bündnis.

  • Landesbildungsgeld

    Viele Bürger*innen, vor allem die Familien mit der heranwachsenden Generation, haben nach wie vor mit den Folgen der Corona-Pandemie zu kämpfen. Insbesondere Alleinerziehende und Mütter stehen in der persönlichen Verantwortung, die individuellen Lücken zu schließen, die die Pandemie-Situation verursacht hat. Lücken, die auch die angebotenen Fördermaßnahmen nicht auffangen konnten. Deshalb fordert der Frauenbund Bayern die Einrichtung eines zeitlich begrenzten Landesbildungsgeldes als Entlastung für diese privat getragenen Kosten.

    Das Landesbildungsgeld soll analog zum bayerischen Familiengeld allen Eltern bzw. Erziehungsberechtigten, unabhängig vom Einkommen und pro Kind, das in der Pandemiezeit (2020-2023) eine Vorschule oder Schule besucht hat, gezahlt werden. Es soll den Eltern direkt und ohne bürokratischen Aufwand als eine individuell nutzbare, finanzielle Unterstützung für gesteigerte Aufwände dienen, die durch Nachhilfe, psychosoziale Therapieansätzen und diverse Aktivitäten im Nachgang der Pandemie anfallen. Der Frauenbund schlägt eine monatliche Höhe von 100 € und eine Bezugsdauer von 24 Monaten vor.

    Hier finden Sie weitere Informationen zum Landesbildungsgeld.

  • Netzwerk Familienpaten Bayern

    Das Netzwerk Familienpaten Bayern leistet für Familien und Alleinerziehende in anstrengenden Zeiten unbürokratische Hilfe. 2009 als ein lediglich auf zwei Jahre angelegtes Projekt ins Leben gerufen, gibt es inzwischen bayernweit 67 Standorte, die Hilfe organisieren. Die Familienpat*innen sind in der Regel ein Jahr in der Familie und stehen meist einmal pro Woche für etwa zwei bis drei Stunden zur Verfügung. Sie gehen zum Beispiel mit den Kindern auf den Spielplatz, machen Hausaufgaben mit ihnen oder unterstützen bei Behördengängen.

    Weitere Informationen zum Netzwerk Famlienpaten gibt es hier.

Veranstaltungshinweis des KDFB-Diözesanverbandes Bamberg

Der KDFB-Diözesanverband Bamberg bietet ab 28. Februar 2024 eine dreiteilige Veranstaltungsreihe zum Thema „Frauensache Finanzen: Chancen, Herausforderungen und Lösungen“ an.

Hier gibt es nähere Informationen dazu.

Der Katholische Deutsche Frauenbund Landesverband Bayern ist mit 135.000 Mitgliedern der größte Frauenverband des Freistaats. Gegründet 1911 von Ellen Ammann, setzt er sich für Gleichberechtigung und Chancengleichheit von Frauen in Kirche, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft ein.
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