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Maria Magdalena Frauenspiritualität

IMAGO / Rudolf Gigler

Papst Franziskus entschied 2016, dass der Gedenktag der Maria Magdalena am 22. Juli ein Fest-Tag ist – damit stellt er sie den Aposteln gleich.

Wer kennt sie nicht?
Im Lauf der Geschichte wurden verschiedene Frauengestalten der Bibel und das jeweils herrschende Frauenbild verschmolzen. Maria Magdalena, Maria von Bethanien und die reumütige Sünderin wurden zu einer Person. Es entstand ein vermeintlich biblisch-historisches Bild. Maria Magdalena wird in allen vier Evangelien genannt. Sie war wohl die wichtigste Frau in der Gemeinschaft um Jesus und wurde von ihm von starker Besessenheit geheilt. Sie begleitete ihn durch Galiläa und war bei seinem Tod und seinem Begräbnis dabei. Am Ostermorgen wurde sie zur Zeugin der Auferstehung.

Maria stammt aus Magdala, dem heutigen Ort Migdal („Turm“) am Westufer des Sees Genezareth. Zu ihrer Zeit war Magdala eine florierende, wohlhabende und pulsierende Stadt mit einem Leuchtturm. 67 n.Chr. wird diese Stadt in einem Krieg komplett zerstört; Überlebende werden auf dem Skavenmarkt verkauft.

Die evangelisch-lutherische Pfarrerin und Kirchenrätin Melitta Müller-Hansen bespricht in einer Andacht die Person Maria aus Magdala. Sie sieht in ihr eine standhafte, starke, unerschütterliche Person – eine Frau wie ein Leuchtturm! Müller-Hansen stellt einen bisher nicht beachteten Aspekt in der Geschichte Marias dar: „Magdala“ weckt bei Leser*innen der damaligen Zeit klare Assoziationen an eine im Krieg zerstörte Stadt – wie für uns heute zum Beispiel „Bachmut“. Man kann Marias Geschichte also auch im Zusammenhang mit Kriegserfahrung lesen und deuten: „Dämonen“ als Zustand von Traumatisierung, Maria als Zeugin einer zerstörten, untergegangenen Lebenswelt, gezeichnet von Krieg und Gewalt, als Überlebende… – Heute sind es Menschen aus Syrien, Afghanistan, Palästina oder der Ukraine, die mit solchen Erfahrungen bei uns ankommen. Es kann helfen, davon zu erzählen. Eine Sprache finden für das Unaussprechliche… Aus Opfern werden handelnde Menschen.

Diese Seite von Maria war für mich ganz neu. Sie passt für mich auch in die heutige Zeit. Maria aus Magdala: eine Überlebende, eine, die sich wandelt – eine die ihre Erfahrungen in Worte fasst… Gerade sie bekommt den Auftrag, als Apostelin der Apostel von der Auferstehung zu erzählen. So entsteht eine neue Macht, die Leben öffnet und schützt.

Was für ein tröstlicher Gedanke

Regina Ries-Preiß

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